Auf Augenhöhe bedeutet Ehrlichkeit

“Du gehst mir gerade so richtig auf den Keks ! Das finde ich überhaupt nicht cool ! “

Zwischenmenschliche Beziehungen

Diese zwei Sätze, zumindest in so ähnlicher Ausführung, hat so gut wie jeder Mensch schon einmal verwendet. Wir Menschen sind es gewohnt unseren Gefühlen Ausdruck zu verleihen und hin und wieder auch mal jemandem die Meinung zu sagen. Dabei geht jeder anders vor. Die Einen sind sehr explosiv und laut, die Anderen eher zurückhaltend aber deutlich und wieder andere brauchen überhaupt nichts zu sagen, sondern man spürt direkt ein gewisses Maß an Feindseligkeit. Gerade in zwischenmenschlichen Beziehungen kommt es oft zu Streitereien sei es in einer Freundschaft, Partnerschaft oder innerhalb der Familie. Je mehr Emotionen vorhanden sind desto leidenschaftlicher sind auch diese Auseinandersetzungen und je wichtiger ist es, auf so direkte Art und Weise zu kommunizieren.

Wie soll sonst das Gegenüber wissen, was gerade in einem vor sich geht ?!

Tier Mensch Beziehung

Nun ist das hier aber kein Beziehungsratgeber, sondern ein Hundeblog und da kommt die Frage auf, was hat das Eine mit dem Anderen zu tun ? Nun ziemlich viel….

Wenn Wir einmal unsere Beziehung zu unserem Haustier betrachten, sei es Hund/Katze o.Ä. , so sind wir auch sehr emotional involviert. Es gibt wohl kaum etwas leidenschaftlicheres, als zwei Menschen die sich über ihre verschiedenen Ansichten zu ihren Tieren und deren Verhalten oder Erziehungsmethoden unterhalten. Das Internet ist voll von Foren in denen tausende Menschen ihre Meinung zu alltäglichen Dingen kundtun, sei es auch nur der Kot des Hundes. Auch behaupten wir unser Tier über alle Maßen zu lieben. Es steht für uns mit an erster Stelle und ist oft gleichgestellt mit jedem anderen Familienmitglied. Warum verhalten wir uns dann aber dem Tier gegenüber so gänzlich anders ? Wer meinen Blog bereits länger verfolgt oder auch das Training kennt, welches ich momentan absolviere weiß, dass es sehr viel darum geht, das Gegenüber auf Augenhöhe zu betrachten und als eigenständiges Individuum anzuerkennen, was durchaus fähig ist, eigene Entscheidungen zu treffen. Ich habe allerdings noch bei keinem Spaziergang erlebt, dass ein HundebesitzerIn mit seinem Hund genauso spricht, wie mit seinem Partner beispielsweise.

Mal so richtig die Meinung sagen

Nehmen Wir einmal folgende Situation, die jeder Hundehalter kennt:

Man ist gemeinsam unterwegs und der Hund hat auf einmal etwas sehr viel Interessanteres entdeckt und geht entweder jagen, läuft zu einem anderen Hund oder schnuppert vor sich hin. Würde ein Partner solches Desinteresse bei einer gemeinsamen Unternehmung zeigen und entweder plötzlich weglaufen oder zu anderen Menschen rennen um sich mit Ihnen zu unterhalten wäre niemand sonderlich begeistert. Man würde seinen Frust deutlich machen und sich auch rege beschweren und das zu Recht ! Keiner möchte einfach so stehen gelassen werden und es ist auch kein schönes Gefühl wenn alles andere Wichtiger zu sein scheint, obwohl man sich stets Mühe gibt gemeinsam Zeit zu verbringen. Bei seinem Tier allerdings beobachte ich äußert selten diese Reaktion. Entweder sucht man eine plausible Erklärung für das Verhalten (Jagdtrieb, fehlende Trainingseinheiten in der letzten Zeit oder einfach typisch hündisches Sozialverhalten) und sorgt somit für eine gewisse Akzeptanz oder man ärgert sich still und heimlich und sucht meist den Fehler bei sich selbst und der eigenen Erziehungsfähigkeit.

Suche nach Anerkennung statt Unmut

Dabei ist der Hund durchaus fähig zu verstehen, wenn wir unseren Unmut äußern. Es handelt sich um eine ganz natürlich Reaktion der man nachgeben sollte. Wie sonst sollte sich ein ehrliches Miteinander auf Augenhöhe etablieren. Man sollte in jeder Beziehung sich selbst sein und somit auch dem Hund die Chance geben zu zeigen wer er oder sie wirklich ist. Wenn Ihr das tatsächlich einmal ausprobieren solltet dann werdet Ihr überrascht sein, wie merkwürdig es am Anfang ist, sich genauso dem Hund gegenüber auszudrücken wie man es auch bei anderen Menschen tun würde. Mit der Zeit wird es aber immer normaler und es hilft sehr authentisch zu sein und das Tier, welches stets auf der Suche nach Anerkennung ist, wird sehr dankbar sein, dass wir uns so ehrlich äußern und so auch zeigen, was für uns wichtig ist und was nicht. und das ganz ohne Kontrolle. Durch Ehrlichkeit, kann sich ein freiwilliges Miteinander etablieren, da man sich gerne aneinander anpasst, wenn man weiß, dass es dem Anderen wichtig ist. Der Mensch und der Hund haben schließlich gemein, dass beide nach Anerkennung streben. Dabei ist diese ehrliche Offenbarung keineswegs daran geknüpft, dass man die Erwartung hat der Hund würde sein Verhalten dadurch ändern. Es zeigt einfach wer wir sind. und wenn der Hund keinen Wert auf unsere Gesellschaft legt oder uns bloßstellt vor anderen Hundebesitzern durch Pöbeln oder Ähnliches kann man auch ganz ehrlich einfach mal seine Meinung dazu abgeben.

Ich hoffe ich konnte Euch zu neuen Gedanken anregen und bin gespannt zu hören, was Ihr für Erfahrungen macht, wenn Ihr es mal ausprobiert ! Ich selbst war sehr erstaunt darüber, wie feinfühlig Lucy auf meine Stimmung reagiert und wie schnell es sich dazu ändert, dass sie versucht Anerkennung zu erhalten durch eigenes Einbringen und gute Ideen. Schritt für Schritt ändert sich die eigene Sichtweise auf das Tier wodurch eine ganz neue Beziehung entstehen kann, was ungemein schön ist…

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Die Schuldfrage

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Bärbel - ein geborener Zentralhund