Die Schuldfrage

Was bedeutet es eigentlich, schuldig zu sein ?

Kann man überhaupt Schuld am Handeln Anderer tragen, oder ist nicht jedes Lebewesen selbstbestimmt in seinem Tun…

In welcher Beziehung auch immer, sind es gerade auch vermehrt Frauen, die sich schnell schuldig fühlen, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es sich vorgestellt haben:

  • Wenn der Partner sich in Ihren Augen falsch verhält, grübelt Frau gerne stundenlang, was sie hätte anders Tun können und ob Sie eventuell gewisse Zeichen übersah, die jenes Übel hätten verhindern können

    (für diesen Punkt habe ich in meinem Bekanntenkreis mehr als genug Beispielmöglichkeiten, als Single unter Freundinnen die alle Beziehungen pflegen, wird man schnell zur Hobbytherapeutin)

  • Springt auch der Hund wieder in Richtung Kamerad ohne jegliche Rücksicht auf seinen Besitzer trotz monatelangem “Training” so nimmt sich jener direkt vor in Zukunft noch härter an sich zu arbeiten oder noch mehr ins Training zu investieren, da dies nur das Ergebnis der eigenen Unzulänglichkeit sein könne

  • benimmt sich das Kind im Kindergarten daneben, so kann es natürlich auch nur die Schuld der Eltern sein, die sich nicht richtig kümmern und das Kind so seinen Frust preisgeben müsse

Die Schuldfrage ist eine schwierige Angelegenheit und führt selten zu etwas Gutem. Ständig die Schuld bei sich selbst zu suchen für das Handeln anderer hat auch nichts mit Führung zu tun, sondern ist lediglich Selbstzweifel und zeigt auch, dass man sein Gegenüber auch nicht auf Augenhöhe wahrnimmt.

Lebewesen, seien es Menschen oder auch unsere Hunde, sind selbstbestimmte eigenständige Wesen, die nach ihren eigenen Kopf in ihrem eigenen Interesse handeln. Wie also kommt man jetzt darauf, dass man selbst Schuld an etwas haben könnte was ein anderer tut ?

Ich habe mich selbst erst gestern bei diesen Gedanken ertappt:

Lucy war mit mir unterwegs und wir gingen auf einem Bürgersteig an der Straße entlang, als ein Mann mit einem großen Welpen die Straße überquerte. Hunde sind im Normalfall kein großes Thema mehr weder für mich noch für Lucy, daher war ich umso überraschter als Lucy versuchte sich auf den Welpen zu stürzen. Anstelle das aber als blöde Aktion zu kommunizieren und einfach nach Hause zu gehen, grübelte ich stundenlang, was nun schief gelaufen sein könnte in der letzten Zeit, um Lucy zu diesem Handeln zu bringen. So als könnte ich Lucy überhaupt zu irgendetwas bringen, für wen halte mich eigentlich ?

Ich kam zu dem Schluss, dass genau diese Gedanken ein Problem darstellen. Ich gehe augenscheinlich davon aus, die Handlungen meines Hundes seinen rein auf mein Eigenes bezogen. Damit entmündige ich sie ja wiederum selbst Entscheidungen treffen zu können. Außerdem habe ich bereits schon ausreichend oft feststellen müssen, dass es ohnehin kein perfektes Handeln gibt im Alltag, was dann automatisch zum perfekten Hund führt. Perfektion funktioniert nicht und muss auch keineswegs sein. Alles was man selbst tun kann, ist authentisch zu sein: Missfallen kommunizieren, ehrlich und direkt handeln und dem Anderen die Chance geben sich an das eigene selbstbewusste Handeln anzupassen, was unweigerlich geschehen wird.

Die einzige Möglichkeit Einfluss auf das Handeln anderen zu nehmen ist durch Kontrollausübung ! Wie schon in anderen Artikeln ausführlich beschrieben, führt Kontrolle unweigerlich zur Gegenwehr und zum Ausbruch des Anderen - ich glaube allerdings, das das für niemanden zielführend ist

Führung hat in erster Linie damit etwas zu tun, in jeder Situation besonnen zu bleiben und überhaupt erstmal etwas zu entscheiden. Wenn sich die Entscheidung als nicht gut herausstellt, kann man reevaluieren und nächstes Mal etwas Anders machen. Man vertraut sich Menschen an, die Sicherheit und Entspanntheit ausstrahlen, da sie einem das Gefühl vermitteln, sie wüssten was sie tun. Das Ziel ist es, genau so eine Person zu werden. Jeman der unsicher ist und sich schuldig fühlt, wird eher selten um Rat gefragt.

Zu so einer Person zu werden bedeutet auch, die Selbstzweifel hinter sich zu lassen, und Situationen als die hinzunehmen die sie sind, auch wenn es mal nicht so läuft wie man es sich gerne wünscht. An sich zu arbeiten und stets zu reflektieren ist etwas ganz anderes als sich um das Thema Schuld Gedanken zu machen.

Einen Schuldigen gibt es nämlich in der Betrachtung nicht, somit muss man sich auch nicht so fühlen !

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Auf Augenhöhe bedeutet Ehrlichkeit