Auslastung - Wann ist Genug ?

Dieses Thema beschäftigt jeden Hundehalter:

Morgens noch vor der Arbeit früh raus egal bei welchem Wetter, denn der Hund muss ja Gassi gehen, ansonsten gerne auch noch mittags, nachmittags und abends entweder zusammen raus oder spielen, trainieren usw. 

Wir alle wünschen uns einen entspannten glücklichen und müden Hund der Zuhause entspannt auf dem Sofa liegt und einfach dahinschlummert. Die einen schaffen das mühelos mit einer normalen Runde am Tag, die anderen rennen sich buchstäblich einen ab und der Hund scheint noch nicht mal aus der Puste und fordert immer mehr. 

Lucy und ich 3.jpg

Liegt das an der Rasse oder am Hund selbst ? Wann ist wirklich genug und was braucht der Hund an Beschäftigung und Auslauf ?


Zuerst einmal ein paar Fakten: 

Hunde stammen von Wölfen ab und Wölfe sind wahnsinnig agile Tiere. Sie legen in der Nacht gut und gerne 100 Kilometer zurück und ziehen von einem ins nächste Jagdgebiet. Auch auf der Jagd pirschen sie sich stundenlang an und verfolgen ihre Beute um auf einen günstigen Augenblick zu warten. Dabei sind sie nicht mal immer erfolgreich und müssen dann auch ohne vollen Magen wieder ran. Ansonsten spielen die Jungtiere sehr gerne miteinander und die erwachsenen Tiere ruhen sich aus und sammeln ihre Reserven für die nächste Anstrengung. 

Somit ist es eher unwahrscheinlich, dass wir es tatsächlich schaffen unseren Hund rein durch körperliche Betätigung müde zu bekommen, zumindest bei einem durchschnittlich großen und jungen Hund. Sie sind fürs Laufen gemacht und das können sie notfalls stundenlang tun, deutlich wichtiger ist eine Aufgabe und dafür auch die Konzentration. Ich habe mit Lucy das Experiment gemacht: 

Ich fand, sie wirkte eine Zeit lang sehr aufgedreht, unruhig und auch etwas mürrisch. Ich ging natürlich davon aus, dass ich sie nicht ausreichend beschäftigte und auslastete und passte mich daran an. Anstelle von einer halben Stunde morgens sind wir mindestens eine Stunde spazieren gegangen. Mittags ebenfalls eine kurze Runde mit Spielen und Training und nachmittags eine sehr große Runde mit viel Spiel und Spaß mit anderen Hunden, Training usw. 

Das Resultat: Lucy war tatsächlich nach meinen Bemühungen fix und fertig aber nach kurzer Ruhephase war sie noch aufgedrehter aus vorher. Ich persönlich hatte nicht mehr so viel Spaß an unseren Abenteuern, da es oft eher Zwang war als Freude. Außerdem war ich frustriert, dass ich es nicht schaffte, Lucy ausreichend zur Entspannung zu bewegen. 

Lucy und Ich 2.jpg

Mittlerweile durfte ich lernen, dass man Hunde nicht auslasten muss und zwar gar nicht.

Hunde sind wie wir Menschen auch sehr effiziente Tiere. Wenn sie nicht müssen ruhen sie sich gerne aus. Da gibt es natürlich auch Hunde, die wie bei uns Menschen gerne körperlich aktiv sind und dann auch gerne beim Joggen begleiten oder Fahrrad Fahren, mit uns zusammen Jagen oder anderen Aktivitäten nachgehen - andere aber eben nicht. Wenn sie das gerne und freiwillig tun ist das super toll, aber sie brauchen es nicht um Zuhause entspannt zu sein. Vielmehr geht es dabei um uns selbst. Man sucht sich ja auch nicht umsonst einen Hund aus der zu einem passt, auch Energietechnisch. Jäger, die ihren Hund aktiv mitnehmen möchten haben andere Ansprüche als jemand, der lieber einen Hund als täglichen Begleiter möchte. Hunde sind in ihrer Aktivität und körperlichen Leistung so unterschiedlich wie wir Menschen auch.

Nicht Lucy war die aufgedrehte und unentspannte, sondern ich selbst. Ich kam schon total gestresst nach Hause nach einer Vorlesung da ich wusste, dass ich meine gesamte Pause für Lucy Beschäftigung opfern musste. Am Nachmittag war ich zwar froh, dass draußen zu kommen aber manchmal hätte ich auch gerne erstmal geduscht oder mit Lucy auf dem Sofa gekuschelt. 

Lucy und ich 4.jpg

Jetzt sehe ich das ganz anders. Ich trainiere viel mit Lucy und nehme sie mit immer wenn ich gemeinsam mit ihr Zeit verbringen kann aber es ist kein Muss mehr und somit auch kein Zwang.

Es gibt auch durchaus gemütlichere Tage oder aktive Zeiten, je nachdem wie es gerade passt. Die Grundbedürfnisse müssen natürlich gestillt werden und ein Hund braucht seine Aufgabe wie wir auch. Allerdings ist die reine Begleitung von mir in allen Lebenslagen eine große Herausforderung und Anstrengung, ohne dass ich dabei jedes mal 15km zurücklegen muss. 

Ich kann somit allen Menschen, die sich unsicher sind wie sie ihren Hund noch auslasten können, den Tipp geben, einfach selbst ruhiger zu werden und sich zu entspannen. Der Hund spürt unsere eigene Aufregung sehr und wird nur umso aufgedrehter. Außerdem müssen Hunde durchaus nicht bespaßt werden. Das tägliche Training/Der tägliche Ausflug ist absolut ausreichend in dem Maße, wie man es sich selbst wünscht. Hunde schlafen durchschnittlich bis zu 20h am Tag, das ist sehr sehr viel. Sie lieben zu Ruhen und möchten gerne in unserer Umgebung sein. Kein Druck an sich selbst führt dazu, dass auch euer Hund sich mehr und mehr entspannen und wohlfühlen kann - Probiert es mal aus, ihr werdet euch wundern ;)

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