Das Stop Konzept - wie sich Führung komplett neu definiert

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Wenn man unsere Lieblinge nur lässt, dann treffen sie so tolle Entscheidungen, dass man es oft gar nicht fassen kann - Lucy überrascht mich jeden Tag aufs Neue

Ich habe bereits darüber berichtet, wie meine Erfahrungen in der Hundeschule waren. Ich konnte mich mit dem Kontrollzwang und der Unterwerfung nicht identifizieren, ebensowenig mit den ständigen Kommandos, die letztendlich nichts nützten. Ich schlug neue Wege ein mit Maja Nowak, Jan Fennell usw….

Am Meisten geprägt wurde ich durch die Berliner Hundetrainerin Maja Nowak, die mich lehrte, wie die Beziehung zum Hund auch anders laufen kann und wie man auf Augenhöhe kommuniziert (Alle Artikel dazu, findet ihr unter “Maja Nowak”).

Wie kam ich auf das Stop Konzept ?

Das war eigentlich reiner Zufall. Vor genau einem Jahr (Anfang März 2020) saß ich Zuhause in Deutschland auf dem Sofa und grübelte über eine Lösung für Lucys Jagdverhalten nach. Es ging mir nicht in den Kopf, dass Hunde bzw. Wölfe im Rudel gemeinsam Jagen und sich absprechen, in unserem Team aber stürmt meine Hündin los, sobald sie kann und lässt mich im Regen stehen. Dabei kommt dieses Verhalten nicht jedes Mal vor. Ich war auch schon mit ihr in wildreichen Gebieten unterwegs, ohne dass sie mir von der Seite wich - daher konnte ich mir das nicht erklären. An den Jagdtrieb an sich, dass Hunde diesen einfach besitzen und hormonell gesteuert würden ohne Kontrolle darüber glaubte ich nie (das widerspricht völlig dem Rudelverhalten von Hunden/Wölfen). Es muss doch also einen Weg geben, dass wir gemeinsam draußen Abenteuer erleben - mit Betonung auf ZUSAMMEN, ohne Angst und Beklemmung.

Ich durchsuchte das Internet nach hilfreichen Beiträgen zu diesem Thema, als ich auf Ulvs Seite stieß. Sie wurde beschrieben als “Coaching für Querdenker mit Hund”. Durch meine bisherigen Erfahrungen konnte ich mich gut mit der Bezeichnung “Querdenker” identifizieren. Ich rief dort an und vereinbarte mein erstes Zoom Meeting mit dem Stop Konzept. Ich muss sagen, es hat einfach alles verändert.

Selbstreflexion

Mir war Vieles nicht bewusst. Beispielsweise konnte ich gar nicht fassen, wie oft ich am Tag Lucy herumkommandierte und ihr meinen Willen aufzwang. Es wird darüber entschieden wo sie liegt, wann sie sich setzt, wer zuerst durch Türen geht, wer zuerst frisst usw. Ich behandelte meine Hündin als wäre sie ein minderbemitteltes Wesen, dass darauf angewiesen ist, dass jemand Anderes Entscheidung für sie trifft. Dabei können wir gar nichts dafür, wir haben es ja so gelernt - auch aus unserer eigenen Erziehung heraus.

Menschliche Sichtweise der Tiere

Hunde sind in allgemeiner Sichtweise Tiere, die minder Intelligent sind und uns als ihren Entscheidungsträger brauchen. Dass der Hund auch ein soziales Wesen ist, welches eigene Entscheidungen für sich trifft, daran war nicht zu denken. Dabei liegt es so deutlich auf der Hand: Ist es nicht des Hundes EIGENE Entscheidung, sich von unserem Rudel zu lösen und einem Hund oder Hasen hinterherzujagen ? Ist es nicht auch des Hundes Entscheidung fremde Tiere anzubellen ? Beispiele dieser Sorte könnte ich noch Hunderte anführen, und ich bin mir sicher ihr kennt auch einige bei euren Hunden.

Mir wurde gründlich der Kopf gewaschen und ich war so dankbar dafür.

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Ein Miteinander ist durchaus möglich und das auf freiwilliger Basis - wenn man weiß

wie und vor Allem wie NICHT

Ich lernte, dass Verhaltensweise wie Jagen oder Aggressivität gegenüber Artgenossen ein Ausbruch aus unserem Kontrollzwang darstellen. Wir müssen uns einmal Folgendes vorstellen: es gibt ein Wesen, welches sich zur Aufgabe macht, uns von morgens bis abends zu kontrollieren und uns seinen Willen aufzuzwingen. Es entscheidet wann wir wohin gehen, wann wir aufstehen dürfen und wann wir uns hinzulegen haben. Keiner von uns würde sich mit diesen Lebensumständen wohlfühlen. Wir sind es gewohnt in Freiheit zu leben und selbst über unser Handeln zu entscheiden - warum verlangen wir genau das dann von unseren Hunden ? Ist es nicht verständlich, dass sie auszubrechen versuchen ?

Ohnmachten

Es sind auch genau jene Situationen, in denen wir am Unsichersten sind, die der Hund ausnutzt. Bei mir beispielsweise, ist es einmal das Jagen und andererseits fremde Hunde. Hinsichtlich dieser beiden Themen stellte ich auch die größten Forderungen. Diese Unsicherheiten bezeichnen wir als Ohnmacht. Sie lässt uns unsicher und nervös werden und wir greifen auf das Instrument zurück, dass wir als einziges wirkungsvolles Mittel kennen - die Kontrolle. Je unsicherer wir sind desto stärker erfolgt sie und unser Tier wird nur noch mehr versuchen auszubrechen. Es gilt also diese Ohnmachten zu besiegen.

Bei der Jagd ist es nochmal etwas ganz anderes. Es ist doch so, dass Hunde Opfer ihrer Triebe sind und einer Fährte einfach folgen MÜSSEN. Ich habe diese Ausrede wirkungsvoll bei mir selbst einige Zeit benutzt, um eine Rechtfertigung zu haben. Allerdings wurde mir ganz schnell klar, dass es absolut nicht stimmt. Wie kann es beispielsweise sein, dass ein Hund, der an der Schleppleine läuft und ein wildes Tier sieht nicht hinterherrennt. Allerdings im Freilauf ist der Hund mir nichts dir nichts verschwunden. Es ist eigentlich ganz Einfach: der Hund weiß ganz genau, ob er an einer Leine befestigt ist und auch wie lange diese ist. Somit trifft er die Entscheidung nicht zu jagen, da es ja ohnehin keinen Sinn hat. In einem Verbund von Hunden oder Wölfen wäre eine Jagd nie erfolgreich, wenn jedes Individuum der Gruppe jedem Reiz hinterherstürmt, der sich gerade bietet. Wenn der Hund die Entscheidung treffen kann sich dem Rudel anzuschließen und Teil der Jagd zu sein, dann doch auch diese, bei mir zu bleiben oder nicht ? Das ist ja letztendlich das Ziel aller Hundehalter, dass man dem Hund so eine Selbstverständlichkeit wie Beisammen zu bleiben nicht aufzwingen muss oder befehlen muss, sondern dass der Hund das für sich selbst entscheidet.

Ich bin Stolz Querdenker zu sein

Ich glaube ich habe bereits einen Eindruck vermittelt, in welche Richtung dieses Training geht. Querdenken muss man hierbei, das ist schonmal klar. Durch die Entscheidung, das Stop Konzept vollständig aufzunehmen und mich und mein Verhalten komplett neu zu überdenken habe ich so Vieles gewonnen. Es mag anfangs merkwürdig erscheinen, da es so anders ist als alles was wir bisher aus der Hundebranche so kennen. Aber genau deswegen ist es so klasse. Ich habe mir immer gewünscht mit einem Hund auf Augenhöhe zu sein, Partner fürs leben. Ich dachte wir wären das bereits, aber ich habe mich sehr geirrt.

Wie ich mit dem Stopkonzept Schritt für Schritt neue Erkenntnisse gewinne und wir unsere Hund-Mensch Beziehung völlig neu definieren erfahrt ihr in meinen nächsten Artikeln unter der Rubrik “Stop Konzept”

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