Erwartungen - Was erwarten wir von Ihnen ?

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Seit meinem letzten Coaching vergangene Woche beim Stopkonzept habe ich folgende Aufgabe bekommen: ich soll unsere Trainingsgänge für Lucy noch um einiges anstrengender gestalten

Was soll aber das Ganze und was bedeutet es anstrengend für den Hund zu sein ?

Unser Gassigang früher

Nun Ja betrachten wir mal, wie wir draußen mit unseren Hunden spazieren gehen. Jeder macht das sicherlich individuell aber um von mir zu sprechen - ich bin langsam geschlendert und habe versucht meinen Hund ständig im Blick zu behalten, besonders auf Waldwegen oder bei Feldern, eigentlich überall, wo Tiere auftauchen könnten. Ich habe mich quasi abhängig von Lucy gemacht. Ich durfte keine einzige Sekunde abwesend sein, sonst könnte es sein, dass sie etwas entdeckt und abhaut.

Schon von Beginn des Stop Konzepts an hatte ich die Aufgabe erhalten, das Ganze umzudrehen. Für ein Miteinander muss man weg von Kontrolle und Bevormundung und hin zu Vertrauen. Dafür ist es erstmal sehr wichtig, dass Lucy es für sich als sinnvoll erachtet bei mir zu bleiben und auch in meiner Nähe zu laufen.

Wie stellt man das jetzt an ?

Früher hätte ich ihr einfach eine Grenze aufgezeigt und wenn sie diese überschritten hätte, dann hätte ich sie ermahnt. Das klassische “Tu was ich von dir möchte” Modell. Jetzt sieht es so aus, dass ich bestimmte Vorlagen erhalten habe, durch diese ich Konstanz zeigen kann und an denen ich mich entlang orientiere, um nicht wieder in alte Muster zu verfallen. Diese Vorlagen mache ich mir bei den Trainingsgängen zu Nutze.

Es geht darum sehr sehr anstrengend für den Hund zu sein, indem ich ständig Pfeife und mich umdrehe und weggehe, insbesondere wenn sie vor mir läuft. Damit ist kein Kommando oder keine Erwartung verbunden ich zeige ja nur was ich in Begriff bin als Nächstes zu tun (den kurzen Pfiff und den Sinn dahinter könnt ihr in meinem anderen Artikel zum Stop Konzept nachlesen). Dadurch kann sie sich entscheiden dennoch ihren Tätigkeiten oder Interessen nachzugehen aber es wird sehr schnell unbequem und anstrengend für sie, wenn sie nicht mitarbeitet. Dieses Maß an Anstrengung hätte ich bereits von Anfang an in vollem Maße zeigen müssen, habe dies aber nicht so getan, wie es hätte sein sollen. Aus diesem Grund sollte ich das seit meinem letzten Termin nochmal ganz intensiv betreiben. Die Trainingsgänge fallen somit natürlich sehr kurz aus - ein Max. von 10min. Dafür betreibt man das öfter am Tag also ca. 5 mal diese kurzen Einheiten je nachdem wie man seinen Tag einteilt. Der Hund ist nach diesen Einheiten sichtlich fertig und müde, da er sich ständig nur auf mich und meinen nächsten Schritt konzentriert.

Unsere Fortschritte nach einer Woche

Ich habe eine Woche bereits hinter mir und anfangs war Lucy sichtlich verwundert über meinen Einsatz. Das tolle daran ist unter Anderem, dass mich auf keinen Fall kalt wird bei den eisigen Temperaturen draußen :). Das andere Tolle, das ich beobachten kann ist, dass sie sich tatsächlich auf jeden meiner Schritte fokussiert und mich nicht aus den Augen lässt. Eine Nachfrage ist natürlich noch vorhanden von ihrer Seite aber das ist nicht wie früher unerwünscht sondern genau das Gegenteil. Durch diese Nachfragen kann ich meine Konstanz jedes mal wieder neu beweisen, sodass sie mir vertrauen kann. Vor mir zu laufen ist für sie merklich sinnlos geworden und sie hält sich meist in einigem Abstand hinter mir, um mich genau verfolgen zu können. Das ist ein tolles Gefühl. Der Spieß wurde umgekehrt und bald sind wir hoffentlich bereits für die kurze Leine. Was das bedeutet werdet ihr erfahren, sobald es soweit ist.

Meine Erwartungshaltung blockiert den Erfolg

Was ich nur tatsächlich immer noch bei mir feststelle, ist meine Erwartungshaltung. Ich arbeite seit einem Jahr schon an mir, aber dennoch schleicht sich diese Gewohnheit bei mir manchmal noch ein. Momentan ist so eine Zeit.

Warum haben wir immer Erwartungen an unser Gegenüber ? Ich erwarte beispielsweise von Lucy, dass wenn wir draußen unterwegs sind und wir unser Training machen, dass sie sich dann entscheidet bei mir zu gehen - doch eine solche Erwartungshaltung kommt doch einer Begrenzung bzw. einer Kontrolle wieder gleich. Somit ist das keineswegs zielführend in diesem Training, sondern es geht darum, genau diese Einstellung meinerseits endgültig hinter mir zu lassen.

Das ist aber wirklich nicht so einfach. Wir Menschen kennen es von Klein auf, dass man auch Erwartungen an uns richtet. Die Eltern erwarten von uns bestimmte Dinge - wir erwarten Etwas von unseren Partnern oder Freunden - und wir erwarten Dinge von unseren Tieren. Kommen diese unseren Erwartungen nicht gleich so sind wir enttäuscht und frustriert und suchen umso intensiver nach einer Lösung. Ich verstehe aber sehr gut, warum gerade auch meine Hündin sich mir verweigert, wenn ich diese Erwartungshaltung habe und bin ihr sehr dankbar dafür. Das ist eine normale Reaktion - wenn jemand etwas erwartet verfällt man in eine Art Trotzreaktion. Dann tut man gerade deswegen genau das Gegenteil. So hilft sie mir meine Fehler zu erkennen und an mir zu arbeiten. Es ist oft sehr schwer und ich war bereits schon sehr oft kurz davor etwas gegen die Wand zu werfen vor Frust aber man kann das überwinden.

Höhen und Tiefen

In meinem Training gab es schon tolle Höhen und auch Tiefen wie es momentan ist. Wichtig ist sich an das Gefühl dieser Höhen zu erinnern und sich darauf zu besinnen. Wenn man es einmal gefühlt hat so kommt man auch dorthin zurück. Man hat es bereits geschafft die Erwartungen hinter sich zu lassen und man kann es wieder schaffen. In alte Muster zu verfallen ist normal und gehört dazu, solange man dran bleibt.

Ich rate euch, überdenkt mal welche Erwartungen ihr so an euer Umfeld und besonders auch an euch selbst habt und wie man sich da fühlt bzw. was man sich davon erhofft. Eine Beziehung zu einem Lebewesen basiert nicht auf Erwartungen sondern auf Vertrauen und gegenseitiger Bereitschaft - diese Dinge stehen sich nur leider sehr im Weg. Also arbeite ich weiter fest an mir und werde euch auf dem Laufenden halten. Das ist nämlich ebenfalls meine nächste Aufgabe, die ich in nächster Zeit bewerkstelligen werde und werde darauf auch meinen nächsten Artikel stützen.

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