Stop Konzept - die ersten Vorlagen

C0B143D0-9468-420E-AA2C-8A5206B47A9A.jpeg

Ich muss sagen, seit ich das “Stop-Konzept” kenne und auch lebe, habe ich erst das Gefühl meinen Hund zu verstehen und in der wirklichen Welt angekommen zu sein, was das Miteinander mit meinem Tier betrifft.

Wie funktioniert das Stop Konzept eigentlich ?

In meinem letzten Artikel habe ich bereits geschildert, wie ich zu diesem Training kam. Es hat tatsächlich mein gesamtes Verhalten umgekrempelt. Das Coaching führe ich über Zoom durch, da es momentan leider nicht möglich ist, sich persönlich zu treffen. Das erste Meeting war sehr aufregend und ich habe tatsächlich die gesamte erste Woche, oder sogar auch länger, erstmal nur damit verbracht über das Ganze nachzudenken und mein bisheriges Verhalten zu analysieren. Ich bin letztlich zu dem Schluss gekommen, einiges Ändern zu wollen.

Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Eine Beziehung aufzubauen, die auf Vertrauen und nicht auf Kontrolle basiert dauert. Besonders, wenn man das Vertrauen des Hundes so oft missbraucht hat. Der Hund muss erstmal erkennen, dass man ab sofort tatsächlich ein zuverlässiger und kompetenter Partner wird, auf den er sich verlassen kann und auch verlassen möchte.

Der erste große Unterschied zu herkömmlichen Trainingsarten ist, dass sich der Trainer gar kein Bild von dem Hund macht. Es interessiert ihn nicht was der Hund tut, sondern wie wir Menschen so drauf sind. Das hat mir gezeigt, dass nur ich es bin, an der ich arbeiten muss und nicht meine Hündin Lucy. Ich lernte schnell, dass ich meinen Hund als minder intelligentes und abhängiges Wesen betrachtete und gar nicht als Gleichwertigen und Gleichberechtigten Partner. Ich stülpte meine Erwartungen, wie unser gemeinsames Leben und auch ihr Verhalten auszusehen hat über sie und erwarte dahingehend dann auch die Umsetzung. Dass Das nicht funktionieren kann, wurde mir sehr schnell bewusst.

Zum Thema Erwartungen habe ich allerdings einen extra Artikel verfasst.

Wie erreicht man ein konstantes Verhalten ?

Wenn man rückblickend betrachtet, wie das eigene Verhalten so war, dann wird man schnell feststellen, dass Konstanz nicht darin vorkam. Die Hunde möchten aber ein konstantes Verhalten unsererseits, wie sollen sie sich denn sonst anpassen lernen und uns auch einschätzen. Durch ein konstantes Verhalten bekommen unsere Tiere Sicherheit in Situationen, die sie überfordern, da sie sich an uns orientieren können. Durch das Stop Konzept erhält man bestimmte Vorlagen, die einem dabei helfen, konstantes Verhalten zu zeigen. Das ist notwendig, da wir oft in alte Muster zurückfallen und anhand der Vorlagen kann man sich entlanghangeln und dem Hund die nötige Sicherheit geben. Die Technik die man hierbei anwendet ist allerdings nur ein Mittel zum Zweck für uns Menschen. Versucht man diese Techniken nachzuahmen, ohne den Sinn dahinter zu verstehen und auch sein eigenes Bewusstsein zu verändern wird man scheitern. Es gibt nämlich nicht diese EINE SACHE, die man tut und dann verhält sich der Hund wie wir es uns wünschen. Es ist ein selbstständig denkendes und eigenständiges Lebewesen, was nicht auf unsere Bevormundung angewiesen ist. Es geht lediglich darum, dass die Hunde in unserer Welt unerfahren sind und sich deshalb gute Führung wünschen von Uns, die weit mehr Erfahrungen sammeln konnten. Leider scheitern wir genau bei dieser Führung. Wir schließen uns schließlich auch keinen Menschen freiwillig an, die uns nur kontrollieren und uns als minderwertig behandeln.

Was ist aber eigentlich “konstantes Verhalten” ?

Prinzipiell geht es darum, nicht einmal so und einmal so zu handeln, sondern tatsächlich bei Ankündigung jedes mal konstant zu sein. Egal wie aufregend und beängstigend dann eine Situation in der Zukunft auch sein mag. Unser Verhalten, welches sich auch von derartigen Situationen nicht verändern lasst, führt zu einem Gefühl von Sicherheit und Vertrauen. Der Hund vertraut dann auf unsere Führung und bietet sich dementsprechend auch gerne an. Die Vorlagen basieren dabei auf bestimmten Techniken, die dann immer mehr und mehr in eine psychologisch orientierte Richtung gehen und uns dabei helfen, aktiv und bewusst konstant zu handeln.

Man muss sich nur mal fragen, wieso wir auf bestimmte Menschen hören und uns gerne bestimmten Leuten anschließen…. Was macht diese Personen aus und warum sind sie vertrauenserweckend ?

Wie war das bei Lucy

Lucy war direkt sehr verwirrt, dass sich mein Verhalten ändert. Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten soll und beobachtete mich genau um zu erfahren, was ich denn vorhabe. Ich habe meine Vorlagen ganz konstant gezeigt, natürlich ist das anfangs gar nicht so leicht, da man sehr schnell in alte Muster zurückfällt - Menschen sind Gewohnheitstiere :). Es gab und gibt auch heute noch sehr viel Nachfrage von Lucys Seite, allerdings ist dies auch sehr erwünscht, wie sonst sollen wir uns denn beweisen ?

Ich musste allerdings erstmals lernen, dass Lucy nicht mit mir einer Meinung sein muss. Das bedeutet, sie findet bestimmte Vorlagen in einer Situation gar nicht gut und frägt deshalb sehr viel nach. Hierbei geht es dann wieder um die Erfahrungswerte. Der Hund ist nicht doof oder stur oder sonstiges, weil er die Situation anders einschätzt. Wir geben ihm die Möglichkeit selbst die Erfahrung zu machen, dass bestimmte Verhaltensweisen zielführen sind.

Ich war allerdings sehr überrascht, wie schnell sie sich an mich anpasste. Sie probierte Vieles aus und testete mich unentwegt. Das war ein tolles Gefühl. Wir begannen uns schon langsam auf Augenhöhe zu begegnen und ich fühlte mich selbst auch sehr wohl dabei, keine Kommandos mehr zu sprechen und nicht mehr so viel Kontrolle auszuüben. Es war irgendwie befreiend.

Natürlich ist das nur ein Bruchteil dessen, was ich alles gelernt habe. Ich hoffe ich kann den psychologischen Aspekt des Stop Konzepts verständlich machen und auch rüberbringen, was der eigentliche Sinn dahinter ist. Natürlich ist das für Jemanden, der damit noch keine Erfahrung hat bestimmt schwer nachvollziehbar. Ich versuche detaillierte Beschreibungen von Techniken zu vermeiden, um eine Nachahmung zu verhindern. Diese ist ohne ein Bewusstsein über das was man tut und den Sinn dahinter keineswegs zielführen und würde auch nicht funktionieren.

Wenn ihr Euch für das STOP Konzept interessiert oder nicht sicher seid, ob das etwas für euch ist meldet euch gerne bei mir oder auch direkt beim Stop Konzept ! ich empfehle das Training jedem Menschen, der einen respektvollen Umgang mit seinem Tier haben möchte und eine Partnerschaft auf Augenhöhe sucht.

Zurück
Zurück

“Die Weisheit der Wölfe” - Buchrezension

Weiter
Weiter

Mit dem Hund durch Corona