Hundeschule - meine Erfahrung

Für mich stand von Anfang an fest, ich möchte unbedingt alles über Hunde und deren Kommunikation lernen, um mit ihnen auf Augenhöhe zu sein. Mein innigster Wunsch ist es einen Partner an meiner Seite zu haben der mir vertraut und der gerne bei mir sein möchte, ohne dass man ihn bestechen oder dazu zwingen muss. Ein Hund, den ich in allen Situationen mitnehmen kann und der auf Spaziergängen nicht jedem Reiz nachgeht, sondern freiwillig sich dazu entschließt beim Rudel zu bleiben.

 Lucy ist mein erster eigener Hund, noch dazu aus dem Tierschutz, und ich wollte unbedingt alles richtig machen. So entschied ich mich kurzerhand dazu, in die Hundeschule zu gehen. Die Menschen dort empfingen mich sehr freundlich und nach einem kurzen Gespräch durfte ich kommenden Samstag direkt beim Einsteigerkurs "Familienhunde" teilnehmen.

 Zu Beginn sollte jedes Hund-Mensch Paar hintereinander im Kreis gehen und sich aufwärmen, ohne dass sich die Hunde direkt begegnen. Danach sollten sich alle in einer Reihe aufstellen und es wurden Kommandos erklärt. Als Einstieg erstmal "Sitz" und "Bei Fuß". Die Trainer achteten scharf darauf, dass wir die Kommandos richtig ausführten und die einen hatten mehr Probleme damit, ihren Hund in die richtige Position zu bringen, andere weniger. Lucy hatte ich die Grundkommandos alle bereits beigebracht und so war es ein Kinderspiel für uns. Mir ging es auch weniger um die Kommandos, die konnte ich meinem Hund spielend beibringen aufgrund meiner Erfahrung. Mir ging es eher darum, etwas über die Kommunikation der Hunde zu lernen, deren Umgang miteinander und wie man Signale richtig deutet. Daher wunderte es mich auch etwas, dass wir nicht nach dem Grund gefragt wurden, weswegen wir in die Hundeschule gehen, bzw. ob wir irgendwelche Probleme haben oder was wir erlernen möchten.

 Es ging strikt um die Kommandos

[ Ein kleiner Einblick in die Übungen, die wir früher täglich machten, sie sitzen noch immer, haben aber keine Bedeutung mehr für uns ]

Hundehalter, die Probleme hatten ihren Hund inmitten der Gruppe zu bändigen, wurden an den Rand verschoben und hinsichtlich der individuellen Problematik gab es keine Hilfestellung. Ich wollte dem Ganzen jedoch eine Chance geben und nicht direkt das Handtuch werfen. Es sei schließlich der Einsteigerkurs und es würde sicher besser werden - falsch gedacht !

 Wir durften schnell in die Fortgeschrittenen Gruppe aufsteigen und bereiteten uns hier auf die Begleithundeprüfung vor, die wir im nächsten Jahr absolvieren durften, sofern das Training erfolgreich verlaufen würde. Wofür ich diese Prüfung benötigen sollte, wusste ich nicht. Ich verstand es als eine Art Beweis, dass man offiziell ein gutes Team mit dem Hund bildet.

 Es ging jedoch im gesamten Training nie um den Hund. Alle sollten das Gleiche auf die gleiche Weise ausführen. Besonders bewusst wurde es mir, als gefordert wurde Spielzeug zu apportieren. Meine Hündin war nur noch nie interessiert an Spielzeug und ich sah auch keinen Sinn darin sie zu zwingen. Spielen sollte meiner Meinung nach Freude bereiten und kein Mittel zum Zweck sein. Dennoch wurde sie strikt aufgefordert, immer und immer wieder, das Spielzeug interessant zu finden. Ich fand es grässlich.

 Auf unseren privaten Spaziergängen erkannte ich auch schnell die Grenzen des Trainings. Je mehr Kontrolle ich ausübte, je mehr versuchte sie die Flucht zu ergreifen und verschloss sich vor mir. Futter war natürlich eine reizvolle Lockung, aber ein Hase oder ein anderer Hund waren noch viel verlockender. Den Jagdtrieb, genauso wie die Aufregung beim Aufeinandertreffen mit anderen Hunden konnte ich auf die Weise nicht unter Kontrolle bekommen. Die Kommandos saßen und im rechten Moment konnte ich damit etwas bewirken. Die Hunde sind allerdings Meister im Beobachten. Lucy weiß genau um meine Schwachstellen und meine unaufmerksamen Momente und diese nutzte sie knallhart aus. Dagegen hilft auch kein Kommando. Ebenso wenig hilft es gegen Aufregung. Mein Wunsch einen direkten Draht zu meiner Hündin mittels Trainings zu erhalten und unsere Kommunikation zu verbessern erfüllte sich in keiner Weise.

 Ich bin großer Fan von den Wölfen und sehe mir gerne Dokus über die Tiere an, bzw. lese viel über sie. Das Rudel in seiner Ordnung und Komplexität ist faszinierend. Jedes Individuum hat seine Aufgabe und wird für seine Fähigkeiten geschätzt. Bei der Jagd wird sich abgesprochen und zusammengearbeitet. Ich fragte mich an dieser Stelle, weshalb ist es dem Rudel möglich aufeinander zu achten und zusammen zu bleiben, aber meine Hündin ergreift alleine die Flucht und geht Jagen. Dabei kann es auch nicht um den Trieb des Jagens gehen. Wenn jeder Wolf allem nachrennt, was sich im Wald bewegt würden sie nie Erfolg bei der Jagd haben. Die Tiere haben keine Kommandos, sie kommunizieren ganz anders miteinander. Ich fühlte den innigen Wunsch, genauso mit meinem Hund kommunizieren zu lernen und solch ein Rudel zu bilden.

 Meinen Entschluss das Training aufzugeben fasste ich nach einer Begebenheit, die mich wirklich wütend machte. Hundehalter, die Probleme mit ihrem Hund hatten wie z.B. Aggression an der Leine oder gegen Artgenossen wurden weggeschickt mit der Begründung, sie würden einen schlechten Einfluss auf die restliche Gruppe haben. Die Menschen suchen nach Hilfe und bekommen nichts als eine Abfuhr. Eine Institution, die Hunde trainiert, sollte doch genau solchen Menschen helfen. Aber Hundehalter wie ich, deren Hund die Kommandos beherrschten werden mit Kusshand aufgenommen. Diese Tatsache finde ich sehr skurril und möchte ich nicht unterstützen.

 Ich entschied für mich, ein anderes Training zu finden, welches meinen Vorstellung eher entgegenkommt. Natürlich möchte ich nicht alle Hundeschulen verurteilen. Es gibt sehr viele tolle Hundeschulen in denen man viel lernt und man gut unterstützt wird. Meine persönliche Erfahrung war nur leider eine Andere. Mir liegt auch der Umgang mittels Kommandos und Leckerlies nicht. Ich wünschte mir eine eher natürlichere Kommunikation, wie es Hunde untereinander auch zu tun pflegen, da ich wie oben beschrieben schnell an die Grenzen stieß mit diesem Training. Im Ernstfall halfen mir die Kommandos nicht.

 Es gibt meiner Meinung nach für jeden Halter die richtige Methode, da jeder Mensch mit seinem Hund eine andere Art hat umzugehen. Manche kommen sehr gut mit dem konventionellen Training zurecht, andere versuchen es auf anderem Wege. Zu dem Zeitpunkt kannte ich noch gar nicht die ganze Fülle an Möglichkeiten. Ich war nur fest entschlossen etwas bzw. Jemanden zu finden, der uns besser helfen konnte meinen Wunsch zu erfüllen. Manchmal ist es besser, gegen den Strom zu schwimmen und einen anderen alternativen Weg einzuschlagen, als mit der Masse zu gehen. Ich habe so genau das Richtige für mich und Lucy gefunden und lerne jeden Tag etwas dazu. Die Vielfalt des Hundetrainings ist unendlich.

 In den Nächsten Artikeln werdet ihr unseren Werdegang weiter miterleben können……

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“Wanja und die wilden Hunde” - von Maike Maja Nowak:

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Mit dem Hund durch den Winter❄