Brauchen Hunde andere Hunde ?

Manch ein Hund verbringt sein Hundeleben rein in Gesellschaft seiner menschlichen Familie und manch einer bekommt täglich Besuch von Artgenossen - viele Hundebesitzer finde es unabdingbar, dass der Hund sehr viel Bezug zu anderen Vierbeinern bekommt, aber wie wichtig ist das wirklich ?

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Lucy hat definitv ihre guten Hundekumpel, die sie sehr schätzt und mit denen sie gerne Zeit verbringt. Allerdings ist sie im Umgang mit fremden Hunden sehr bestimmend und forsch - was ich gut finde. Wir meiden überlaufene Hundezonen und ich zwinge sie nicht zu übermäßigem Kontakt - ich überlasse ihr die Entscheidung…..

Am Besten wäre wohl, unsere haarigen Freunde einfach selbst zu fragen wie sie dazu stehen, leider geht das aber nicht. Allerdings kann man beobachten und daraus Schlüsse ziehen. Was ich in meiner Zeit mit Hunden gelernt habe ist, dass Hundekontakt durchaus seine Wichtigkeit hat, aber auch viel zu viel Brimborium damit verbunden ist.

Wertvolle Auseinandersetzung

Hunde sind mittlerweile dem Menschen fast mehr zugetan, als seinen Artgenossen. Die Liebe zu den Besitzern und die Loyalität ist grenzenlos. Dennoch muss der Hund uns jeden Tag genau beobachten und seine Schlüsse aus unserem Verhalten ziehen. Da wir Menschen leider dazu neigen, sehr unkonstant und auch unlogisch zu handeln, sind wir für unsere Fellnasen wohl oftmals ein Rätsel. Daher muss es sehr befreiend sein, offen und gleichermaßen mit anderen Hunden kommunizieren zu können auf hündische Art und Weise. Diese wahnsinnig sozialen und feinfühligen Wesen können sich auf natürliche Art ausdrücken und sie selbst sein. Von daher ist es meiner Meinung nach definitiv wichtig für unsere Haustiere, Kontakt zu Artgenossen zu haben - einfach um auf ihrer “Sprache” zu kommunizieren, was sie mit uns nicht so gut können. Hunde sprechen zwar fantastisch “Mensch”, Wir aber leider nicht allzu gut “Hund”.

Abwechslung und Anstrengung

Auch für die Intelligenz und das Gehirn ist es bedeutend, sich regelmäßig auseinanderzusetzen. Wer sich gut mit hündischen Verhaltensweisen auskennt weiß, wie wichtig die Rituale, wie beispielsweise die Begrüßung usw. sind. Das Aufeinandertreffen mag für unsere menschlichen Augen nicht spektakulär aussehen, dennoch aber läuft hierbei sehr viel ab. Es wird Geschnuppert, Körpersprache analysiert, Beschwichtigt, sich Aufgebaut, Markiert, sich Abgeschätzt, herausgefordert, provoziert, gespielt und und und…. dies ist tatsächlich auch so wie es klingt -> sehr anstrengend ! Aus diesem Grund müssen die Tiere ihren Kopf einsetzen, welcher im Alltag schon mal abstumpfen kann und es schafft jedes Mal neue Reize und neue Erkenntnisse.

Sozialkontakt ist nicht gleich Soziales Verhalten

Wer allerdings davon ausgeht, die Hunde bräuchten regen Sozialkontakt, um einer Asozialität oder Aggressivität vorzubeugen ist auf dem Holzweg. Jegliche Arten von Spielgruppen werden genutzt um die Tiere an die Anwesenheit anderer Hunde zu gewöhnen. Jedoch gibt es in diesen Gruppen auch immer Hunde, die unter dieser Auseinandersetzung leiden und die überfordert sind. Auch wird soziales Verhalten sehr schnell verwechselt mit Unterwürfigkeit. Ein Hund, welcher sich von jedem Mitglied beschnuppern lässt, jeder Spielforderung nachgeht oder einfach andere Hunde uninteressant findet gilt als Hochsozial. Allerdings sind die Hunde, welche Auseinandersetzung suchen und auch zeigen, wenn sie bestimmte Dinge missbilligen ebenso sozial. Es gibt nicht nur eine Art der Kommunikation und auch ein Abschnappen oder bellendes Verjagen, nur um zwei Beispiele zu nennen, sind legitim und sehr hündisch. Die Menschen hingegen fürchten sofort eine Eskalation und missbilligen solch Verhaltensweisen, auch aus peinlicher Berührtheit heraus vor anderen Hundebesitzern, greifen ein und schaffen so schnell ein Umfeld, indem der Hund nicht mehr gut selbst agieren kann - dies kann zu Problemen führen. Selbstverständlich kommt es aber auf die Situation darauf an. Verhält sich der eigene Hund tatsächlich unangemessen und bedrängend, so ist es natürlich die Aufgabe des Besitzers die Auseinandersetzung zu beenden - man benötigt aber die richtige Einschätzungskraft.

Hunde sind soziale Wesen

Hunde generell sind in höchstem Maße sozial, sonst würde eine Rudelgemeinschaft überhaupt nicht funktionieren. Sie wachsen in einer sozialen Gemeinschaft auf und es ist die Rolle des Muttertiers oder auch des Züchters, die Welpen richtig zu sozialisieren. Der Mensch muss dem Hund kein soziales Verhalten beibringen, das haben sie in sich. Natürlich gibt es auch Fälle, in denen sich Hunde bestimmte Verhaltensweisen anlernten, da sie in bestimmten Situationen vorteilhaft sind. So kann man beispielsweise bei Hunden aus dem Tierheim viel offensives oder auch gleichermaßen defensives Verhalten erkennen, je nachdem wie der Hund besser gefahren ist. Die Anwesenheit von Artgenossen nicht zu dramatisieren und diese als Normal zu betrachten liegt definitiv in der Aufgabe des Halters, aber nicht das Kommunizieren.

Richtige Einschätzung der Situation

Die Besitzer kennen ihre Tiere genau und müssen auch einschätzen, wie und wann Sozialkontakt sich positiv auf ihren Hund auswirkt und es ihm Spaß macht oder auch nicht. Spiel und Spaß kann dazugehören - muss aber nicht. Hunde benötigen keine Auslastung und somit braucht der Hund nicht das tägliche Rennen mit Artgenossen. Allerdings macht es vielen Hunden einfach wahnsinnig Spaß und in einem sicheren Umfeld ist dem dann nichts entgegenzusetzen. Sollte ein Hund lieber Ruhe mögen, so kann man überhäufte Freizeitzonen meiden und muss sich nicht zu Allem auffordern lassen. Was man aber durchaus von seinem Hund erwarten kann ist das gemeinsame Spazieren gehen bzw. Toleranz. Möchten sich zwei Hundebesitzer gerne treffen und gemeinsam Gassi gehen so haben die Hunde das zu akzeptieren, ob sie sich sympathisch finden oder nicht. Man marschiert los ohne viel Gehabe und wenn alles entspannt ist, kann man sich Begrüßen und auch mal frei Laufen. Verstehen sie sich nicht sonderlich gut läuft jeder bei seinem Besitzer aber hat es dennoch zu akzeptieren.

Fazit:

Zusamenfassend lässt sich also festhalten, dass reger Sozialkontakt definitiv vorteilhaft ist, wenn man es aus den richtigen Gründen fördert. Aus erzieherischen Gründen sehe ich persönlich lieber davon ab aber wenn Besitzer und Hund Freude daran haben, kann es doch nur positiv sein :) Es ist aber alles eine Möglichkeit, keinesfalls ein Muss !

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