Die Freie Wahl

Luxus oder Grundrecht ?


Corona hat unser aller Leben mit Sicherheit verändert. Für mich als Student ist das Studentenleben, wie wir es bisher kannten, vorbei. Man genügt sich mittlerweile selbst und besinnt sich auf einige Dinge, die man sonst wohl außer Acht gelassen hätte.

Freiheit und die freie Wahl, über das eigene Leben selbst entscheiden zu können war für uns kein Sonderrecht, sondern Normalität. Niemand hätte gedacht, dass wir gerade dieses Gebot jemals verabschieden müssten - doch so kam es. Man konnte nicht mehr selbst entscheiden, wann man das Haus verlässt, in welche Geschäfte man geht, mit welchen Menschen man sich trifft und wo man essen geht. Wenn ich hier die Frage stelle, wem das gut gefällt, erhalte ich mit höchster Wahrscheinlichkeit keine positive Rückmeldung. Wir Menschen möchten unser Leben nicht fremdbestimmen lassen.

Kommt Euch das eventuell in anderer Hinsicht bekannt vor ?

Fremdbestimmung ist Alltag für unsere Hunde

Betrachten wir mal das Leben unser geliebten Haustiere. Dürfen diese frei entscheiden über ihr Leben ? Ich würde mal ganz klar behaupten: NEIN.

Natürlich gibt es in jeder Gesellschaft bestimmte Regeln, an die man sich zum Wohle Aller zu halten hat. Das betrifft auch das Zusammenleben mit einem Vierbeiner. Dies gebietet ihnen als auch uns Schutz und Ordnung. Komplette Freiheit existiert in keiner Gesellschaftsform, allerdings sehr wohl eine Wahlmöglichkeit. Unter normalen Umständen können wir in einem bestimmten Rahmen eine Entscheidung treffen, die jede Person individuell trifft, je nach Bedürfnis. Den Rahmen gibt das Gesetz vor, in diesem können wir uns im legalen Bereich bewegen, ansonsten folgen Konsequenzen.

Eine Wahl haben - das ist Selbstbestimmung

Mit dieser Lebensform sind, denke ich, die meisten Menschen zufrieden. Die Wahl zu haben ist immer ein gutes Gefühl. Ein Gefühl die Kontrolle zu haben und selbst entscheiden zu können. In Coronazeiten hatten wir plötzlich keine Wahl mehr. Es wurde bestimmt und man hatte sich zu fügen - ein schreckliches Gefühl, mit dem viele Menschen nicht gut zurechtkamen.

Warum tun wir aber genau das unseren Tieren tagtäglich an ?

Die meisten Hundebesitzer bestimmen fast militant jeden einzelnen Aspekt des Hundelebens und meinen es auch gut. Man möchte nur das Beste für seinen Vierbeiner und wir haben mittlerweile eine feste Vorstellung davon, wie das auszusehen hat. Leider geben wir unsere Tieren aber nicht die Wahl, sondern legen fest:

  • wann man zu liegen/sitzen hat

  • wann man still zu sein hat

  • wohin man gehen darf

  • was man tun darf

  • wann man schlafen soll

  • ….

Was Wir ändern sollten - eine Rahmen schaffen

Das Gefühl, welches wir jetzt das letzte Jahr am eigenen Leibe erleben mussten erleben viele Tiere tagtäglich ihr ganzes Leben lang. Ich plädiere nicht dafür, dem Tier komplette Freiheit zu gewähren - da sie keineswegs Erfahrung haben in unserer menschlichen Welt wäre dies fatal. Allerdings sind sie durchaus fähig tolle eigenständige Entscheidungen zu treffen zu unseren Gunsten, wenn sie die Wahl haben.

Einen bestimmten Rahmen vorzugeben ist wichtig und unabdingbar, aber was man innerhalb dieses Rahmens tut sei selbst entschieden. Hunde können perfekt “Mensch”. Sie beobachten uns auf das Genaueste und wissen wie wir ticken und fühlen. Sie möchten uns gefallen und mitarbeiten. Aus diesem Grund haben sie es auch verdient eigene Erfahrungen zu machen und zwischen verschiedenen Optionen wählen zu können.

Hierfür ein Beispiel:

Es ist Essenszeit und der Hund soll wie gewohnt auf seinen Platz. Wir haben gelernt, dass es am Besten ist den Hund nun an seinen Platz zu bringen und ihm zu befehlen sich hinzulegen und auch liegen zu bleiben. Steht der Hund auf wird geschimpft oder ermahnt. Der Hund hat keine Wahl - er muss sich hinlegen. Je nach Charakter des Hundes wird er dies akzeptieren oder auch abwarten bis wir unaufmerksam werden und dann einen Versuch wagen. Unser Beagelchen etwa hat keine Hemmungen auch 10000 mal aufzustehen.

Anders kann man es auch handhaben, indem man den Hund an den Platz bringt, ihn dort an die Leine legt, sodass der Hund einen Rahmen hat, diesen aber nicht verlassen kann. Hier kann er nun selbst entscheiden ob er steht, bellt, winselt, liegt oder sitzt. Hunde sind effizient und werden sich natürlich nach gewisser Zeit selbst entscheiden sich hinzulegen. Anders als beim ersteren Beispiel aber war es dessen eigene Entscheidung und das gleiche Ergebnis - diesmal aber nachhaltig und ohne Zwang.

Freiheit schafft eine tiefe Freundschaft

Ein solches Zusammenleben beruht auf Vertrauen und auf Freundschaft, nicht auf Bevormundung und Bestimmung. Ich fühle mich auf diese Art und Weise deutlich wohler und mein Hund ist wahnsinnig dankbar dafür. Sie fühlt sich als akzeptiertes und gleichwertiges Mitglied mit eigener Stimme und eigener Entscheidungskraft - dies ist jedoch kein Luxus, sondern sollte ein Grundrecht sein - für jeden von Uns !



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