Die Archetypen der Hunde

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Eine Kategorisierung von Maja Nowak

Die Struktur eines Rudels ist faszinierend.

Egal ob Wölfe, Hunde oder Menschen - wir alle leben in sozialen Strukturen, die aus unterschiedlichen Mitgliedern aufgebaut sind. Jedes Mitglied hat dabei eigene Ressourcen, die es zum Überleben der Gruppe bereitstellt und für die es geschätzt wird.

Wenn wir uns für ein Leben mit einem Hund entscheiden, so ist das Ziel, eine Gemeinschaft zu bilden, in der jeder seinen festen Platz und seine Aufgabe hat. Die Hunde beobachten uns in unserem Alltag und finden sehr schnell heraus, wer welche Aufgabenbereiche übernimmt und welches Familienmitglied die Entscheidungen fällt. Der Hund möchte sich der Struktur anpassen aber um den Rahmen dafür zu schaffen müssen wir erstmal die Ressourcen unserer Hunde verstehen lernen.

Maja Nowak hat die verschiedenen Hundetypen sehr schön als die Folgenden beschrieben:

Leithunde:

Dieser Typus Hund hat die Fähigkeit, sehr autonom zu sein und sich selbst ein Bild von Situationen zu machen. Er möchte Dinge selbst einschätzen und sich eine Meinung darüber bilden. Die Leithunde sind wahnsinnig souverän und können klare Regeln und Grenzen aufzeigen und auch umsetzen. Man kann sie sich in seiner eigenen Führungsrolle sehr toll zum Vorbild nehmen, indem man diese Hunde beobachtet, wie sie nur durch Ruhe und Präsenz Konflikte aus dem Weg räumen und klare Grenzen definieren. Versucht man so einen Hund durch Kontrolle zu etwas zu zwingen, so wird man schnell auf Widerstand stoßen und der Hund wird seinen Dienst verweigern, da er nicht dafür gemacht ist, Anweisungen auszuführen. Sie wünschen sich eine Kooperation und damit sich ein Leithund einem anvertraut, muss man selbst seine Ressourcen einsetzen und sich ihnen als fähig beweisen.

Wächter:

Die Wächter würden wir Menschen als Bodyguards bezeichnen. Sie setzen sich zum Schutz der Gruppe ein, wenn das benötigt wird. Dabei treffen sie diese Entscheidung nicht selbst, sondern führen die Anweisung aus. Sie stehen immer in der Nähe, um einschreiten zu können und sie arbeiten sehr eng zusammen egal ob mit Leithund oder auch Zentralhund. Sie arbeiten immer für das Wohl der Gruppe. Wenn man mit solch einem Hundetypus lebt, so ist es enorm wichtig, genau aufzuzeigen, wann ein Schutz gewünscht ist und wann nicht. Die Hunde sind in unserer menschlichen Welt aufgrund ihrer wenigen Erfahrung oft sehr überfordert, wenn sie das Gefühl haben, ihren Menschen vor allem beschützen zu müssen. Auch kommen sie nicht gut zurecht, wenn sie einfach zurückgelassen werden ohne Anweisung, was stattdessen zu tun wäre. Sie können ihrer Aufgabe dann ja nicht nachkommen und sind verzweifelt.

Kundschafter:

Diese Hunde, besonders die extrovertierten, sind wahnsinnig ausdrucksstark und teilen sich gerne mit. Die Menschen, die mit so einem Hund leben (wie auch ich selbst) werden ihren Hund schnell wiedererkennen.  Sie zeigen jederzeit was in ihnen vorgeht und sie verlieren sich sehr schnell in allen Reizen die sich ihnen bieten. Gerade hierbei ist es sehr schön zu sehen, wie erfahrene/souveräne Hunde mit der Aufgeregtheit umgehen. Sie bilden einen Gegenpol und gehen gar nicht auf die Avancen des anderen ein, der versucht alles und jeden zu zünden. Das können sich die Menschen, die mit diesem Archetypen leben sehr gut nachmachen. Sie sind sehr interessiert an allen Ressourcen, die andere Hunde besitzen und probieren allgemein sehr kreativ alles aus was ihnen einfällt, um die Qualitäten Anderer zu testen. Sie möchten sehr genau wissen wer jemand anderes ist geben aber gleichzeitig nichts über sich Preis. Diese Hunde erwarten Grenzen, die sie gleichzeitig auch immer wieder hinterfragen. Dabei sind sie auch wahnsinnig feinfühlig und sensibel.

Zentralhunde:

Zentralhunde sind sehr präzise und gehen auch viel auf Andere zu. Man könnte sie anfangs mit einem Kundschafter verwechseln, dabei versuchen sie aber nicht den Anderen zu zünden, sondern sie versuchen zum Mitarbeiten zu bewegen. Sie sind auch starke Persönlichkeiten, die ihre Ressourcen deutlich einsetzen. Bei ihnen führt künstliche Dressur auch nicht zur Mitarbeit sondern sie verwehren sich. Sie leben sehr gerne im Kontakt mit ihrem Umfeld und arbeiten vom Zentrum aus, dies würde ohne stetigen und innigen Kontakt sonst auch nicht funktionieren. Sie möchten sich immer auf ihr Umfeld verlassen können und fordern dies auch ein, um Entscheidungskraft zu haben. Sie versammeln um sich herum und geben auch wieder frei wenn sie überzeugt von der Mitarbeiter sind. Die Zentralhund entscheiden dabei aber nicht autonom wie die Leithunde, sondern möchten in beunruhigenden Situationen gerne eine Einschätzung haben. Sie fühlen sich sehr wertgeschätzt, wenn man ihre Ressource anerkennt, die Gruppe beisammen zu halten, sonst verlieren sie ihre innere Mitte und können dann nicht mehr sinngemäß handeln.

(Für mehr Infos: schaut auf Maja Nowaks Youtube Channel vorbei, dort findet ihr alle Videos zu den Archetypen, die Erklärungen dazu und tolle Beispiele: Die Archetypen der Hunde von Maja Nowak - YouTube)

Menschliche Erwartungshaltung

Die Fähigkeiten unserer Hunde passen nicht immer in unsere Erwartungshaltung. Als Beispiel kann ich eine Hündin anführen, die typisch Kundschafterin lautstark ankündigt, was sich so im Umfeld abspielt. Diese Fähigkeit wird in einer Rudelstruktur sehr geschätzt, denn Gefahren können so schnell erkannt und auch abgewehrt werden. In unserer Menschenwelt erkennen wir diese Gabe allerdings nicht als Geschenk an, sondern als Last. Weiß man allerdings um die Ressourcen des Hundes kann man sein Handeln besser verstehen und auch damit umgehen bzw. sinngemäß darauf reagieren.

Hierbei wird auch nochmal ganz deutlich, wie individuell unsere Tiere doch sind. Versucht man also diese Hundetypen alle zusammenzunehmen und gleichermaßen zu erziehen, wird man bald feststellen, das dies kaum möglich ist. Diese Individualität konnte ich in der konventionellen Erziehung nicht erkennen und habe mich somit anderen Trainingsarten zugewandt, die diese Umstände berücksichtigen. Im Übrigen ist das in der Kindererziehung auch nicht anders. Es wäre meiner Meinung nach effizienter, man würde schon sehr früh die Fähigkeiten der Kinder anerkennen und diese auch fördern, anstelle jedes Individuum als Gleich zu behandeln - aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Kompetenzen meiner Hunde

In Unserem kleinen Rudel konnte ich bereits einige Kompetenzen erkennen. Meine eigene Hündin ist eine Kundschafterin (ich nehme stark an extrovertierten Typs), die auf alle Reize ihrer Umwelt reagiert und stark nach Nachfrage sucht. Ich war anfangs sehr starr in meinem Versuchen, sie zur Ruhe zu zwingen und versuchte auch, sie von ihrer eigentlichen Aufgabe abzuhalten. Erst als ich anfing ihr Wesen zu verstehen, störte mich ihr Verhalten auch nicht mehr und ich machte es mir zur Aufgabe, innerlich Ruhe zu bewahren und mich nicht von ihr reizen zu lassen. Ich gebe ihr klare Grenzen, die sie immer wieder abfrägt (was ich jetzt sehr schätze), denn ich kann ihr meine Souveränität und Ruhe jedes Mal aufs Neue erkennbar machen.

Die Familienhunde Happy und Bondi bilden seinen sehr starken Komplex aus Entscheidungsträger und Mitarbeiter wie ich erkennen konnte. Die Hündin ist eher introvertiert und braucht viel Unterstützung von dem Kleinen, der ihr Rückhalt und Sicherheit bietet, allein durch seine Bereitschaft. Der Beagle reagiert sehr stark auf Reize wie fremde Hunde oder große Tiere, da die Hündin unsicher ist und ihn erstmal vorschickt, dieser wiederum aber selbst nicht weiß, wie er mit der Sache umgehen soll. Aus Unsicherheit und oft auch Angst heraus hat er begonnen, alles fernzuhalten mittels Bellen und Drohgebärde. Ihm wurde eine Aufgabe zugeteilt die er nicht bewerkstelligen kann und es ist dann die Aufgabe des Menschen, ihn dabei zu unterstützen, souverän zu sein und ihm die Bürde abzunehmen. Ihn als aggressiv abzustempeln und ihm jede Reaktion zu verbieten wäre hierbei absolut falsch und auch nicht zielführend. Er führt selbst nur eine Anweisung aus, aber wenn man sich dessen nicht bewusst ist, kann man keine gut funktionierende Gemeinschaft bilden.

Könnt ihr in euren Hunden schon einen Archetypen wiedererkennen ? Ich würde mich über einen Austausch dazu sehr freuen ….

 

 

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