Grenzsetzung - wie wir von den Hunden lernen können

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In meiner Buchrezension "Wanja und die wilden Hunde" habe ich bereits erzählt, aus welchem Zufall heraus ich Maja Nowak überhaupt kennen lernte. Nachdem ich ihre Bücher eins nach dem anderen verschlungen hatte (die Buchrezensionen der anderen Teile folgen bald), wurde ich auf ihren Youtube Kanal aufmerksam und ihre Hundeshow im ZDF.

Ihr Ansatz mit Hunden zu arbeiten war so anders als alles was ich bisher kannte. Sie pflegt einen Umgang mit den Tieren der geprägt ist von Verständnis, gegenseitigem Vertrauen und Kommunikation. Sie scheint genau zu wissen, was ihre aber auch fremde Hunde in jeder Situation denken und fühlen. Durch die Bücher kannte ich bereits ihre Geschichte und wusste um ihre Erfahrungen, die sie mit den wilden Hunden Russlands machen durfte. Sie nimmt einfach genau das an, was sie bei den Tieren selbst beobachtet hat.

 Ein ganz wichtiges Thema ist die Grenzsetzung. Wie genau setzen sich also die Hunde gegenseitig Grenzen ? Sie tun es viel über Ressourcen. Ein Hund, der Anspruch auf etwas erhebt, stellt sich einfach davor bzw. legt seine Pfote darüber. Das können wir Menschen genauso tun. Fällt uns beispielsweise Essen auf den Boden, kennen es mit Sicherheit viele, dass der Hund nur darauf gewartet hat und sich darauf stürzt. Wir versuchen meist mit Worten den Hund davon abzuhalten, indem wir etwas rufen wie: " Aus !" ; "Lass das !" oder das allgemein bekannte "Pfui". Bei mir hat das bisher noch nie gut funktioniert.

 Ich lasse also etwas auf den Boden fallen und während der Hund ankommt setze ich einfach meinen Fuß davor. Hunde untereinander pflegen dies aber nicht die ganze Zeit zu tun. Sie zeigen etwas auf, reagiert aber das Gegenüber so ist es genug. So lasse ich meinen Fuß nicht dort, sondern wenn ich beobachte, dass mein Hund sich etwas zurücknimmt oder sich sogar hinsetzt so ziehe ich mich auch zurück. Macht mein Hund nun wieder einen Schritt so zeige ich wieder mit meinem Fuß, dass das Futter mir gehört und ich bei meiner Entscheidung bleibe. Es ist ein Mitschwingen: bewegst du dich so auch dein Gegenüber und andersrum. Die Flexibilität bleibt hierbei erhalten.

 Hunde sind Meister der Kreativität. Um etwas zu bekommen, was ein Anderer hat, lassen sie sich so manches einfallen. Es mag sein, dass sie so tun als hätten sie etwas anderes gefunden um auf sich aufmerksam zu machen. Ich habe oft beobachtet, dass einer meiner Hund noch fraß, während der andere im Garten so tat als müsste das Territorium gegen einen Eindringling verteidigt werden. Der fressende Hund rannte so schnell er konnte hin um Beistand zu leisten und ließ sein Fressen einfach stehen, während der Andere still und leise die Gelegenheit nutzte um zum Futter des Anderen zu rennen und es selbst zu fressen - ein gutes Ablenkungsmanöver. Die Palette an Einfällen ist dabei endlos und es ist schön zu sehen, wie die Hunde gegenseitig ihr Können beweisen, um zu bekommen was sie möchten.

 Im Rudel ist nämlich derjenige, der die Ressourcen verwaltet der Entscheidungsträger. Noch etwas das ich von Maja Nowak gelernt habe. Es wird immer wieder ausgefochten, welche Qualitäten man besitzt, um diese auch zu behalten. Der Entscheidungsträger ist nämlich nicht derjenige, der sich mit wilden Beißereien verteidigt, sondern derjenige, der souverän bleibt und sich nicht beirren lässt. Das können wir Menschen uns auch abschauen. Können wir beweisen, dass wir nicht beinflussbar sind, so gewinnen wir den Respekt der Tiere und sie können sich uns guten Gewissens anschließen.

 Ein weiteres Beispiel, wie ich die neuen Erkenntnisse für mich nutzte: Unsere Familienhunde, Broholmerhündin Happy und Beagle Bondi, sind sehr aufgeregt, wenn man ihr Essen in der Garage vorbereitet. Dabei wäre es viel angenehmer, würden sie einfach draußen warten. Ich habe ausprobiert sie jedes mal wieder rauszuschicken, ich habe "Bleib" versucht und auch andere Verbote. Jedes Mal war es das gleiche Ergebnis - noch viel mehr Aufregung. Ich blieb also ganz souverän und cool. Während ich von draußen in die Garage ging stellte ich mir vor meinem geistigen Auge eine Linie vor, die ich als Grenze definierte. Diese Grenze zeigte ich auf indem ich mich zu den Hunden umdrehte und einen bestimmten Schritt auf sie zumachte. Sie hielten genau an der gedachten Grenze an und ich ging weiter hinein. Bei Übertreten der Linie machte ich nochmal ganz ruhig einen sehr bestimmten Schritt auf sie zu. Das Thema war gegessen und sie blieben viel ruhiger als vorher draußen stehen vor meiner Grenze. Es ist so leicht und doch so effektiv.

 Diese gedachte Grenze lässt sich ebenso gut bei Spaziergängen einsetzen. Man stelle sich eine Linie vor, die sich neben einem befindet. Diese Grenze definiert man für sich als seinen Raum und der Hund hat diese Grenze zu respektieren. Möchte er diesen Raum betreten so drehe ich mich ein und zeige ganz deutlich mittels Körpersprache, das ich diesen Raum für mich beansprucht habe. So tun es die Hunde untereinander ebenfalls. Der Hund wird die Grenze akzeptieren und hinter der gedachten Linie neben einem gehen als das, was wir unter "Fuß laufen" verstehen.

(In dem Video könnt ihr sehen, wie ich die Methode umsetze)

Wir können so viel voneinander lernen durch Beobachten und Abwarten. Die beste Möglichkeit mit unseren Tieren zu kommunizieren ist doch auf deren Weise, denn uns haben die Hunde sowieso schon längst durchschaut. Zwischen den Hunden herrschen keine starren Hierarchien wie man es sich immer gerne vorstellt. Keiner sagt dem anderen genau was er tun oder lassen soll. Sie reagieren aufeinander und warten ab, was als nächstes passiert. Sie nutzen ihre eigenen Ressourcen und setzen diese gekonnt ein. Dabei beachten sie weder Zeit noch Druck. Sie kennen das überhaupt nicht.

Wer das Glück hat mehrere Hunde zu haben kann jeden Tag diese untereinander beobachten und wird schnell einiges feststellen, was ich hier beschrieben habe. Wer lernen möchte besser mit seinem Hund zu kommunizieren, der muss nur die Meister selbst beobachten und die Erkenntnisse für sich selbst nutzen.

Es gibt eine Gruppe Hundetrainer, die nach Maja Nowak ausgebildet sind und Menschen helfen, die Kommunikation mit ihren Tieren zu verbessern. Sie helfen auch bei Problemen jeder Art. Ich habe eine von Ihnen besucht und lernte sehr viel von ihr. Diese Gruppe nennt sich Wegbereiter. Wer sich dafür interessiert: Trainer_innen im Verbund der unabhängigen Wegbereiter (vdu-wegbereiter.de) das ist die Webseite derjenigen. Sie sind über ganz Deutschland und auch Österreich verteilt. Den Youtube Kanal von Maja Nowak findet ihr hier: #Maja Nowak - YouTube, es lohnt sich sehr, sich darauf einzulassen und mal vorbeizuschauen.

 (Ich möchte wieder betonen, es geht hierbei nicht um Werbung o.ä. Ich möchte nur meine persönlichen Erfahrungen und Meinungen schildern und zu Neuem inspirieren. Ich bin sehr dankbar auf diese Hundetrainerin aufmerksam geworden zu sein und werde euch noch vieles Weitere berichten, was ich von ihr gelernt habe. )

 

 

 

 

 

 

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“Wanja und die wilden Hunde” - von Maike Maja Nowak: