Hunde - unsere Therapeuten

Wir befinden uns gerade im Pfingsturlaub und sind nach Südtirol gereist, um dem ganzen Corona Wahnsinn zu entfliehen und zu etwas Normalität zurückzukehren. Das Schöne am Urlaub ist, dass man viel Zeit hat. Ich persönlich nutze meine freie Zeit immer um viel Nachzudenken. Genau das konnte ich auch die letzten Tage tun und die Menschen hier im Resort mit ihren Tieren gaben mir wieder viele Denkanstöße, die ich mit Euch teilen möchte.

Ich frage mich schon seit langer Zeit, was eigentlich die Menschen immer mehr dazu veranlasst ihr Leben mit einem Tier, genauer gesagt mit einem Hund, zu teilen:

Lucy Therapie.jpg
  • ist es aus praktischen Gründen, für mehr Bewegung und frische Luft ?

  • um mehr Abwechslung zu haben ?

  • für mehr Sozialkontakt ?

  • weil den Menschen etwas in ihrem Leben fehlt ?

Diese Liste ist wahrscheinlich endlos fortsetzbar. Ebenso kommt es leider auch immer öfter vor, dass Menschen ihren Tieren überdrüssig werden und sie auf die Straße setzen, ins Tierheim bringen o.Ä..

Ich selbst wuchs mit Hunden auf und konnte mir daher ein Leben ohne Tiere nicht vorstellen. Letzten Endes kann man aber natürlich sehr gut auch ohne Hund leben. Mir fehlte allerdings die Auseinandersetzung. Ich bin ein Mensch der es liebt sich mit Mensch und Tier intensiv zu beschäftigen. Das Grundinteresse, das Denken der Tiere zu erforschen und zu lernen, wie man eine Bindung aufbaut und eine Beziehung bildet ist mittlerweile eine Leidenschaft, die mein Leben ausfüllt. Aus diesem Grund besuchte ich ja etliche Kurse und bilde mich stets weiter um immer dazuzulernen. Ich sehe daher mein Tier als Freund und Partner, das es verdient, dass ich mich mit ihm als das was es ist beschäftige und kenne lerne.

Natürlich birgt es aber auch emotionale Aspekte. Es gibt nichts Vergleichbares als das Gefühl mit einem Tier Freundschaft zu schließen. Gegründet auf grenzenloser Loyalität und Treue - aber vorallem auch Liebe. Ich habe das Gefühl hier gefunden und möchte es nicht mehr missen, da es grundsätzlichen zu meinem Lebensglück beiträgt.

Ich beobachte aber immer öfter auch etwas Anderes. Hunde werden geholt um sich nicht alleine zu fühlen oder um eine Leere im Leben auszufüllen. Ebenso aus psychischen Faktoren. Beispielsweise, dass man bei seinem Tier eine Seite seiner Persönlichkeit ausleben kann, die man eventuell innerhalb seiner Familie nicht zeigen kann. Oder um sich selbst ein gutes Gefühl zu geben dadurch, dass man die Kontrolle über ein anderes Lebewesen hat und man somit eine gewisse Machtlosigkeit im eigenen Leben kompensiert. Besonders Frauen neigen oft dazu, ihr Umfeld, genauso wie auch ihre Vierbeiner intensiv kontrollieren zu wollen, aus Angst vor Kontrollverlust (da bin ich keine Ausnahme). Männer andererseits, so klischeehaft es klingen mag, suchen auch oft eine Kumpanen und Partner auf Augenhöhe mit dem sie sich auch etwas messen wollen. Sie können hier oft ihre Männlichkeit noch anders ausleben und genießen es, der Stärkere oder Bestimmende zu sein. Natürlich trifft das nicht auf Jeden zu aber es ist eine Neigung in diese Richtung zu erkennen, wenn ich die Menschen beobachte und auch mit ihnen spreche, aus welchen Gründen sie sich für einen Hund entschieden haben.

Das Problem ist nur Folgendes: ist es wirklich fair dem Tier gegenüber, dass man direkt solche Erwartungen an ihn stellt ? Das gleiche Problem ergibt sich ja auch in Beziehungen zwischen Menschen. Fehlt einem selbst etwas im Leben bzw. möchte man eigene Fehler kompensieren und sucht sich einen Menschen mit dem Hintergedanken, dass dieser diese Mängel ausgleichen soll, so wird das auf Dauer scheitern. Unsere Hunde können uns ohne Probleme ein tolles Gefühl vermitteln: geliebt zu werden, Teil eines Teams zu sein, zu einer Gruppe zu gehören usw. aber sie tun das auch ohne jegliche Hintergedanken. Übertragen wir jedoch unsere Erwartungen auf sie, bestimmte Dinge in unserem Leben zu verbessern so lassen wir keinen Raum für ihren eigenen Charakter und Fähigkeiten und sorgen für Überforderung und Frust. Man teilt sein Leben, aber dafür, wie das eigene Leben aussieht und ob man glücklich ist, ist jeder selbst verantwortlich. Ein Hund trägt dazu bei, das jeweilige Lebensglück zu ergänzen und noch zu steigern, kann aber nichts kompensieren, was bisher nicht stimmig ist.

Ich denke, das ist auch oft mit ein Grund dafür, dass Hunde wieder abgegeben werden. Sie erfüllten nicht die Erwartungen, die an ein Leben mit Hund gestellt wurden. Entweder war es doch zu zeitaufwändig, der Beziehungsaufbau klappte nicht oder sonst etwas lief schief. Das ist natürlich wahnsinnig traurig und schade. Keiner hat es verdient, dass man ihn aufgrund von solchen Gründen sich selbst überlässt. Sonst wären wir Menschen hauptsächlich auch alleine. Ebenso sind Hunde auch keine Spielzeuge um Kinder zu bespaßen oder die Ehefrau milde zu stimmen. Es sind Lebewesen, die es verdient haben, als solche betrachtet zu werden mit allen Bedürfnissen die dazu gehören.


Zurück
Zurück

Die Freie Wahl

Weiter
Weiter

Stopkonzept - Bewusstsein statt Technik