Energie, Timing und Souveränität - Cesar Millan

Heute geht es in meinem Artikel um den Autor des Buches "Welpenschule", das ich bereits vorgestellt habe. Cesar Millan war so gut wie der erste Hundetrainer, dem ich verfallen war. Ich liebte seine TV-Show und habe auch sehr viel über ihn gelesen.

 Wer ihn kennt wird mir wahrscheinlich Recht geben:

Dieser Mann hat eine wahnsinnige Ausstrahlung

 Wenn er einen Raum betritt, sogar live habe ich ihn erleben dürfen, dann ist er der Mittelpunkt. Es ist unmöglich ihn nicht zu bemerken. Er steht etwas aufrechter und selbstbewusster da wie die anderen Menschen. Außerdem zeigt er eine ungeheure Selbstsicherheit, die manche auch als Arroganz abstempeln würden. Allerdings hat dieser Mann sich das Recht verdient, etwas arrogant sein zu dürfen.

Vielleicht werde ich mir meinen Traum eines Tages erfüllen und sein Dog Psychologie Center in L.A. besuchen. Bisher ist es mir noch nicht gelungen, dafür durfte ich allerdings eine von ihm ausgebildete Hundetrainerin miterleben.

 Im Laufe der Zeit schaute ich mir einiges ab. Nicht in der Hinsicht, dass ich versuchte bestimmte Methoden zu kopieren, was sowieso untersagt ist. Ich beobachte Menschen gerne. Ich möchte immer herausfinden, worin deren große Kompetenz besteht, und was sie von anderen Trainern unterscheidet. Hier wurde mir schnell klar, es ist die Haltung. Cesar Millan arbeitet allein mittels Energie und Ausstrahlung. Nicht nur bei sich selbst, sondern er kann jede Regung des Gegenübers erkennen. Sobald ein Hund in seiner Energie umschwenkt, weiß er sofort bescheid. Egal ob in negative oder positive Richtung.

Timing ist nämlich unsagbar wichtig. Man wird im Training mit seinem Hund sehr schnell feststellen, dass eine Korrektur einmal volle Wirkung erzielt, und in einem anderen Moment nichts vollbringt. Das hat nichts mit der Ausführung der Korrektur an sich zu tun. Einerseits ist die Energie, die man selbst dabei verwendet der Punkt, andererseits muss man genau wissen, was man überhaupt korrigieren möchte. Wenn ich genau weiß, wann mein Hund umschwenkt, ist die Korrektur absolut hilfreich. Verpasst man dieses winzige Zeitfenster, ist es vorbei.

 Als Beispiel nehme ich sehr gerne unseren Beagle Rüden. Dieser baut sich bei Hundebegegnungen auf und geht direkt in die Offensive. Erkenne ich genau den Moment, indem der Beagle seine Haltung aufgrund eines nahenden Hundes verändert, hole ich ihn gekonnt aus der Situation und wir können die Situation gut meistern. Diesen Moment erkenne ich bei ihm mittlerweile genau an seiner Körperhaltung. Ich fühle selbst wie sich Druck aufbaut. Außerdem schleckt er sich übers Maul und beginnt mit offensiven Drohsignalen. Verpasse ich wichtige Signale und er baut sich bereits im Vollen auf, habe ich verloren.

 Die Hunde sind meisterhafte Beobachter und wissen genau in jedem Moment, wie sich ihr gegenüber verhält und wann es umschwenkt. Ohne diese Fähigkeit würde diese hypersensible Kommunikation der Tiere gar nicht funktionieren. Das können wir uns zu eigen machen und müssen ebenfalls lernen details zu erkennen.

 Wir Menschen neigen auch sehr oft dazu, uns auf die Mechanik zu fokussieren. Erlenen wir ein neues Instrument zur Korrektur von Fehlverhalten, ist es uns ungemein wichtig, die Handlung perfekt auszuführen. Ist es ein Stupser, so muss es genau wie vorgezeigt mit 3 anstatt 2 Fingern passieren oder mit der rechten, nicht der linken Hand. Dabei ist es eigentlich total egal. Es geht vielmehr um die Energie und die Aktivität dahinter. Jeder Hundetrainer hat so seine eigenen Tricks wie er vorgeht. Dabei ist es jedoch egal, mit welchem Gegenstand oder welcher Hand.

 Führe ich eine zielgerichtete Bewegung aus, ohne dabei etwas zu fühlen und emotional dahinter zu stehen, so führt sie ins Leere. Versucht es einmal bei einem Gegenüber. Stellt euch nur vor diese andere Person hin und schaut sie an. Geschieht dies ohne jegliche Energie, wird sich das Gegenüber einfach langweilen und wundern, warum ihr im Weg steht. Jetzt das Gleiche mittels Energie. Ihr fühlt so richtig, wie sich ein Störfeld aufbaut. Euer Partner wird sich durch das von euch aufgebaute Störfeld unangenehm fühlen und zurückweichen, da man dem Druck entweichen möchte.

 So kommt es auch bei unseren Tieren an. Meine Hündin neigt zu Fehlverhalten im Rahmen von Eifersucht gegenüber anderer Hunde. Im Tierheim hatte sie gelernt, dass dieses Verhalten ihr weiterhilft und sie so Dinge nur für sich beanspruchen kann ohne zu teilen. Erkenne ich nun ihre Absicht frühzeitig, durch Veränderung ihrer Energie gegenüber einem Artgenossen, so kann ich mittels gerichtetem Stupser sie aus der Situation holen. Erlebt sie den Stupser nur als mechanische Maßnahme, so wird sie gar nicht darauf reagieren. Stecke ich allerdings Energie meinerseits hinein und zeige so meine deutliche Absicht, so reagiert sie bei der kleinsten Berührung und ich kann die Situation abfangen. Energie ist dabei keineswegs mit Härte oder Brutalität zu verwechseln. Es handelt sich um ein Gefühl, um eine Absicht hinter dem was man tut.

 Etwas Anderes, dass ich mir abschauen konnte und seither immer verwendet habe ist ein Geräusch wie "Sssst", um Fehlverhalten anzuzeigen. Sozusagen als eine Art Vorwarnung. Jeder, der Cesar Millan kennt, wird wissen welches Geräusch ich meine. Er nutzt es bei jedem Hund als Warngeräusch. Wird nicht darauf reagiert so folgt eine Art Abschnapper dargestellt durch einen Stupser oder etwas Ähnliches. Dabei ist wieder das Timing entscheidend. Setze ich das "Sssst" im richtigen Moment ein, kann ich jegliches Fehlverhalten abfangen. Verwende ich jedoch nur ein Geräusch, ohne zu wissen mit welchem Hintergrund ist es sinnlos. Kein Geräusch und keine Handlung der Welt kann etwas bewirken, wenn keine Absicht dahinter steckt.

 Etwas, dass ich in seiner letzten Live Show lernen durfte war, dass man auch seine eigene Energie beeinflussen kann. Ich war immer der Meinung, bei ihm sei es angeboren. Allerdings kann man durchaus erlenen in Gegenwart von Tieren seine Energie zu kontrollieren um mit ihnen arbeiten zu können. Strahle ich durchweg eine nervöse und angespannte Energie aus, so werde ich als schwach verstanden und werden nicht als Führungsperson geachtet. Ist meine Energie zu intensiv, so geschieht genau das Gegenteil. Cesar Millan kann den Menschen helfen, die richtige Energie zu finden, die es möglich macht als Führungsperson anerkannt zu werden. Je ruhiger und souveräner man auftritt, desto schneller verändert sich auch das Gegenüber. Es tut sehr gut, Tieren gegenüberzustehen und genau zu fühlen, dass sie einen akzeptieren und vorallem respektieren. So werden sie sich anschließen und auch nur so kann man Bereitschaft und Kooperation erwirken.

 Er hat mich als Trainer wahnsinnig inspiriert und ich kann es nur empfehlen, sich mit ihm auseinanderzusetzen.

 

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