Stopkonzept - Bewusstsein statt Technik

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”Freundschaft fließt aus vielen Quellen, am reinsten aus dem Respekt” (Daniel Defoe)

Vor ein paar Tagen bekam ich wieder ein neues Coaching des Stopkonzepts und konnte wieder einige tolle Dinge erlernen, die ich gerne mit Euch teilen möchte.

Manche denken mit Sicherheit, es ginge im Stopkonzept darum, sich eine gewisse Technik anzueignen und diese führe dann zu dem Ergebnis, dass der Hund ein zuverlässiges “STOP” erlernt und kein Jagdverhalten mehr zeigt.

Das ist allerdings ein großer Irrtum !

Über das Stopkonzept gibt es mittlerweile einiges im Netz zu lesen. Videos auf Youtube und Instagram zeigen viele Stopkonzeptler, was wir so tun und welche Fortschritte wir machen. Allerdings ist das von Außen betrachtet eine reine Abfolge von gewissen Techniken, die dann zu einem bestimmten Verhalten des Hundes führt - der Sinn ist jedoch ein ganz Anderer…

Reine Technik bringt keinen Erfolg

Es gibt keine Technik, die man anwendet und dann von seinem Gegenüber ein perfektes Verhalten bekommt. Natürlich kann man den Tieren beibringen durch Zwang/Unterordnung/Belohnung/Spiel usw. Kommandos zu befolgen. Ob diese dann aber auch im absoluten Notfall funktionieren und abrufbar sind, bleibt fraglich. Hinter einer Technik muss auch eine gewisse Absicht und ein Bewusstsein dafür stehen, sonst handelt es sich rein um eine physische Handlung ohne Sinn und Zweck. Gerade die Kommandos bringen uns in eine große Abhängigkeit von unserem Gegenüber, da wir darauf angewiesen sind, dass der Hund das Kommando auch tatsächlich befolgt. Tut er dies nicht, so haben wir ein Problem und auch der Hund kann sich so in Gefahr begeben. Ich habe es früher trotz Konsequenz und vielerlei Training nie geschafft, diese Kommandos auch im absoluten Notfall anwenden zu können und Lucy hat sich dadurch bereits einmal in Lebensgefahr gebracht, obwohl sie in der Hundeschule und auch im Einzeltraining die beste Schülerin war.

Hunde sind Meister darin, uns Menschen zu lesen und Zusammenhänge herzustellen. Aufgrund dessen ziehen sie viele Schlüsse aus unserem Verhalten, besonders wenn wir uns sehr routiniert verhalten. Macht ein Hundebesitzer jeden Tag genau das Gleiche und folgt genau seinem Handlungsablauf, so wird sich der Hund schnell und gut darin anpassen können. Allerdings wird der Besitzer auch sehr schnell durchschaubar für den Hund und er kann genauso gut Lücken erkennen, die er im Falle für sich nutzen kann. Lebt man in einer Beziehung zum Hund, in der dieser stets kontrolliert wird, sucht dieser automatisch nach Möglichkeiten, uns dieses Problem vor Augen zu führen und aus der Kontrolle auszubrechen.

Der Sinn hinter den Vorlagen

Wir beim Stopkonzept lernen, uns durch Vorlagen konstant zu verhalten, indem wir eine Handlung ankündigen und diese dann auch durchführen, ohne uns von der Zustimmung unseres Hundes abhängig zu machen (zum Thema Abhängigkeit folgt bald noch ein eigener Artikel, da ich dieses Thema wichtig finde und es mich momentan sehr begleitet). Hinter diesen Vorlagen steckt eine ganz genaue Absicht die auch viel auf Umkehrpsychologie beruht. Ich habe ganz zu Beginn, noch bevor ich das Coaching begann, auch versucht, die Videos zu imitieren. Wer diese einmal gesehen hat wird erstaunt betrachtet haben, wie die Hunde in jeder Situation perfekt abrufbar sind durch einen kurzen oder auch langen Pfiff (in Youtube unter “Stopkonzept” kann man das beobachten). Ich probierte dies direkt aus und dachte “das kann ja nicht so schwer sein”. Ich brachte Lucy also jedes Mal ins Sitz bei einem langen Pfiff und freute mich riesig wenn das schon sehr gut funktionierte. Natürlich stieß ich schnell an meine Grenzen, denn wenn die Ablenkung groß genug war dachte Lucy natürlich nicht daran sich hinzusetzen, sondern lieber einem Hasen/Hund zu folgen - "Warum sollte sie auch nicht” :) - erst als ich mit dem Training/Coaching begann und mich intensiv damit auseinandersetzte verstand ich den Sinn und Zweck und konnte Schritt für Schritt an mir arbeiten um auch einmal so eine vertrauensvolle Beziehung beruhend auf Freundschaft zu meinem Hund aufzubauen.

Bewusstsein für das Tun und Handeln

Was ich damit sagen möchte ist Folgendes:

Die Technik ist nur für uns Menschen eine Art roter Faden der uns hilft unser eigenes Unterbewusstsein und unser begrenzendes Verhalten zu verändern um ein konstanter Partner zu werden, der sich unabhängig der Situation immer gleich verhält. Der Rest, muss von unserem Bewusstsein und unserer Absicht dahinter ausgehen:

  • erkennen wir den Hund wirklich als Gleichberechtigen Partner auf Augenhöhe an

  • begrenzen/kontrollieren wir unseren Hund

  • haben wir eine Erwartungshaltung an das Tier

  • stülpen wir unsere Vorstellung, wie das Zusammenleben aussehen soll, über unser Tier

Das sind alles Fragen die gestellt werden müssen und an denen man arbeiten muss, sofern man das möchte. es geht hierbei ja auch nicht nur um Hundeerziehung. Grundsätzlich ist das Prinzip von Führung ja immer das Gleiche, sei es in der Familie, im Beruf oder auch in der Tierwelt. Wer sich also wirklich mit sich selbst auseinandersetzen möchte und eine Beziehung zu seinem Hund schaffen möchte, die alle oben gestellten Fragen im positiven Sinne beantwortet, dem würde ich das Stopkonzept empfehlen.

Wer neugierig ist, wie so ein Training in Echt aussieht kann gerne in meinem Instagram Account (klickt dazu einfach auf den Instagram Button oben in der Leiste) unter Highlights unser Training verfolgen - allerdings natürlich wie bereits beschrieben bringt es nichts diese Techniken nachzuahmen, ohne das Denken dahinter. Dieses muss man sich erarbeiten und Schritt für Schritt aufbauen.

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